Meissen, c. 1725
Hard-paste porcelain
Unterglasurblaue Schwertermarke und eisenrotes Malermonogramm »JCHO« (ligiert)
Durchmesser 22,2 cm
Provenienz:
Sammlung Hoffmeister, Hamburg.
Ausstellung:
Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 1999–2009.
Publiziert:
Mus.-Kat. Hamburg 1999, Bd. 1, Kat.-Nr. 50
Röbbig München (Hg.), Ausgewählte Werke. Frühe deutsche Porzellane, Kunst und Einrichtung des 18. Jahrhunderts, München 2013, S. 65, Kat. Nr. 27.
Vergleichsstücke:
Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Porzellansammlung (Terrine und Unterschale, publiziert in: Ulrich Pietsch/ Claudia Banz, Triumph der blauen Schwerter. Meissener Porzellan für Adel und Bürgertum 1710-1815, Leipzig 2010, S. 204, Kat. Nr. 80)); Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe; Saronno, Sammlung Gianetti (Mus.-Kat. Hamburg 1999, Bd. I, Nr. 50, S. 97).
Literatur:
Lübke 2008, S. 10–16; Ausst.-Kat. Leipzig 2010, S. 174
Runder Teller auf Standring, reich dekoriert mit breiter Laubwerkbordüre am Rand im Wechsel mit feiner Goldspitzenbordüre an der Innenkehle. Im Mittel rundes, mit eisenroter Doppellinie gerahmtes Medaillon, in dem eine Chinoiserie mit einem stehenden Chinesen auf braunem Grund zu sehen ist, der zu beiden Seiten von »indianischen« Blumenranken und Felsen flankiert wird.
Vier querovale Vierpassreserven am Rand zeigen die für die Frühzeit der Manufaktur Meissen typischen Chinoiserieszenen mit zahlreichen untereinander agierenden Figuren auf grün-braunen Terrainsockeln, im Hintergrund zum Teil mit Küstenlandschaften und chinoisen Architekturelementen. Im sogenannten Schulz-Codex sind zwei Motive auf Blatt Nr. 104 nachweisbar (siehe Ausst.-Kat. Leipzig 2010, S. 174).
Johann Christoph Horn (1692–1760) wurde 1720 für die Meissener Porzellanmanufaktur von der Eggebrechtschen Fayencemanufaktur Berlin als bereits ausgebildeter Maler für Figuren von Höroldt selbst abgeworben. Nach der Meissener Malerliste von 1725 wird er vor den drei anderen Figurenmalern Schindler, Dietze und Heintze am höchsten entlohnt (BA: IAb 1, fol. 109 und IA a 8, fol. 187 und 253) und als Maler »Im Blauen und bunden Jappanischen Figuren und Bluhmen-Werck« noch immer in der Personalliste von 1731 an erster Stelle aufgeführt. Nach der Personalliste von 1725 lässt sich das malerische Werk von Horn nach den bekannten signierten Porzellanen der vordem genannten Maler in der Frühzeit der Manufaktur stilistisch eindeutig abgrenzen.
Als ehemals zusammengehöriges Konvolut aus Terrinen und Unterschalen weisen alle Teile neben dem unübersehbaren rückseitigen Monogramm übereinstimmende Goldspitzenbordüren, den stilisierten Chinesen in Landschaft mit Fels, Blumen und Holzgatter im Fond der Schalen auf. Die vierpassigen Reserven auf den Terrinen und Schalen sind wie üblich mit unterschiedlichen, sehr feinen Chinoiseriemalereien ausgeführt. 1988 löste Ingelore Menzhausen das Monogramm „JCHO“ noch für Höroldt auf (siehe Menzhausen 1988, Abb. S. 31), 1999 ordnete sie es Horn zu (siehe Mus.-Kat. Hamburg 1999, Bd. I, Nr. 50, S. 97).
Literaturverzeichnis:
Ausst.-Kat. Leipzig 2010
Exotische Welten. Der Schulz-Codex und das frühe Meissener Porzellan, hrsg. von E. M. Hoyer und Thomas Rudi, Katalog zur Ausstellung im Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig, 12. März–13. Juni 2010, Leipzig 2010.
Lübke 2008
Diethard Lübke, Schindler? Horn? – Oder doch Dietze? Zuschreibungen von Malereien auf frühen Meißner Porzellanen, in: Keramos 200 (2008), S. 3–20.
Menzhausen 1988
Ingelore Menzhausen, Höroldt und sein »Seminarium« – Meissen, 1720 bis 1730, in: Keramos 120 (1988), S. 3–38.
Mus.-Kat. Hamburg 1999
Meissener Porzellan des 18. Jahrhunderts: Katalog der Sammlung Hoffmeister; der Katalog erscheint anlässlich der Übergabe der Sammlung Hoffmeister an das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg im März 1999, Hamburg 1999.
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