In schwierigen Zeiten eröffnen sich häufig ungeahnte Möglichkeiten. Der Exodus zahlreicher Modegeschäfte aus der Münchener Briennerstrasse in die architektonisch wieder geschlossene Prachtmeile Maximilianstrasse, war noch in jüngster Zeit Thema der lokalen Presse, die als Folge den zeitweisen Niedergang der Briennerstrasse als feine Adresse beklagte. Schneller, als von der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen, gedeiht auf den von Modegeschäften hinterlassenen Brachen wieder rege Betriebsamkeit. Verdichtet wie sonst kaum in Deutschland, finden sich in der von klassizistischen Palais gesäumten Straße luxuriöser Überfluß zu Hauf. Eingesessener wie neu zugezogener Kunsthandel, etablierte Galerien, nationale und internationale Einrichtungsgeschäfte, Cafés und Restaurants vereint anerkannt hoher Anspruch.
In die Briennerstrasse, gegenüber dem Wittelsbacher Platz, wandert nun auch aus drangvoller Enge in der seit Jahren von Baustellen geschundenen Prannerstrasse die Kunsthandlung Röbbig in ein neues und vielfach größeres Domizil.
Kaum bekannt ist die Anzahl von Objekten, Porzellanen und Möbeln, die in Jahrzehnten aus dem kleinen Geschäft in der Prannerstraße oder von den Messeständen in München, Maastricht und London in private wie öffentliche Sammlungen in alle Welt verkauft wurden. Willkürlich ausgesuchte Beispiele sind der von Johann Joachim Kändler für den Kurfürsten von Köln, Clemens August von Bayern modellierte Jagdpokal, der seinen Weg bereits Ende der 70er Jahre in das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster/Westfalen fand. Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder wurde der Schreibschrank des Peter Schuß, Mainz 1763, an das Landesmuseum Mainz vermittelt, oder die schwarzglasierte, mit Lack und Gold in der Dresdener Martin Schnell-Werkstatt bemalte Kaffeekanne aus Böttgersteinzeug, Meissen 1711-1715 an The Art Institute of Chicago. In jüngster Zeit gelangten große Teile des bedeutenden Fürstenberger Speiseservices, das mit bezeichneten topographischen Landschaften für Carl I, Herzog von Braunschweig um 1765 geschaffen wurde, in das Herzog Anton Ulrich - Museum Braunschweig. Außergewöhnlich ist sicher ebenso der in der Kunstgeschichte des Möbels bekannte Arbeitstisch von David Roentgen, Neuwied um 1775, der nach fast einem Jahrhundert in der überaus bedeutenden Frankfurter Sammlung Robert von Hirsch erneut wieder in einer Privatsammlung ruht.
Nicht nur in Deutschland wurden von der Kunsthandlung Röbbig im Laufe der Jahre Sammlungen - alte und neuere, kleine wie spektakuläre - diskret als Ganzes oder in Teilen aufgelöst. Kunstgewerbe, Möbel, Gemälde und immer wieder Porzellane des 18. Jahrhunderts mit Provenienzen wie Pannwitz oder Rothschild, des Hochadels und Mittelstandes querten das kleine Ladengeschäft in der Münchener Prannerstrasse.
Röbbigs Präferenz für die klassische deutsche Vorkriegsdomäne, dem Handel mit Kunstgewerbe des 18. Jahrhunderts und deren Münchener Protagonisten wie die Galerie Helbing, A.S. Drey, Böhler, Bernheimer und ihrer Nachfolger aus jüngerer Zeit - Fischer-Böhler, Almas, Kunze, Ragaller u.v.a. ist Programm. Zeitlose Eleganz und das Flair des 18. Jahrhunderts verdichten die Atmosphäre in den großen Galerieräumen und architektonisch à la chinoise verspielten Porzellankabinetten mit etwa 150 qm Verkaufsfläche in dem alten Palais der Briennerstrasse Nr. 9, der neuen Geschäftsadresse von Röbbig München. (c) Röbbig München 2004