Gemäldepaar mit Fêtes champêtres

Öl auf Kupfer
25 cm x 31,5 cm

Description

Vergleichsstücke:
Privatbesitz (publiziert in: Ausst.-Kat. Reich mir die Hand, mein Leben. Einladung zu einem barocken Fest mit Bildern von Johann Georg Platzer und Franz Chrisoph Janneck, Salzburg 1996, S. 110/111, Kat. Nr. 10 und 11)

Franz Christoph Janneck wurde im Jahre 1703 in Graz als Sohn des Malers Martin Janneck geboren. Über seine Ausbildung ist bis heute wenig bekannt, Janneck selbst jedoch nannte Matthias Vangus als seinen Lehrer in Grazer Zeit. 1721 ging er nach Wien und traf dort mit seinem späteren Freund,dem Maler Johann Georg Platzer (1704-1761) zusammen (beide waren Kabinettmaler mit einer gewissen Vorliebe für das Genre kleinen Formats). Durch Christian Ludwig Hagedorns biographische Angaben zu Janneck wissen wir von dessen gepflegten Bekanntschaften und Studienreisen nach Süddeutschland und Frankfurt am Main sowie seiner Tätigkeit an der Wiener Akademie, welche er 1758 beendete. Am 13.01. 1761 verstarb Janneck in der österreichischen Hauptstadt.

Das Œvre Franz Christoph Jannecks ist vielseitig und umfasst sowohl Genrebilder als auch religiöse Darstellungen, Landschaften und Porträts, deren Großteil als kleinformatige Kabinettbilder ausgeführt wurden.

Das vorliegende Gemäldepaar zeigt jeweils eine Szene höfischer Konversation mit stehenden, sitzenden und liegend lagernden Personengruppen in Kostümen des 17. Jahrhundert vor freier Landschaft. Der Aufbau beider Bilder folgt einer diagonalen Fluchtlinie, die sich jeweils von der rechten äußeren Ecke zur linken inneren Ecke erstreckt und den Blick von dichtem Wald hin zur offenen, geradezu idealen Landschaft führt. Dem Verlauf der Fluchtlinie ist die Lagerung der Personen angepasst.

Mittelpunkt des ersten Bildes bildet ein nach rechts gewandter Kavalier in einem gelbgoldenen Gewand über einer weißen Bluse, einen roten Umhang über Schulter und Bauch gelegt. Während er mit der linken seine Rede durch eine ausladende Geste zu untermalen scheint, hat er mit der rechten die Taille einer in blaue Seide gekleideten Dame gefasst, die ein junges Mädchen an der linken Hand hält. Die Unterhaltung wird durch einem am Boden gelagerten jungen Mann beobachtet, der –auf einen bemoosten Felsen gestützt- ein Glas Rotwein und die dazugehörige Karaffe in Händen hält. Hinter diesem öffnet sich der Blick in eine von Bergen hinterfangene Landschaft, die über eine zart beleuchtete Horizontlinie in das zartblau und weiß eines bewölkten, spätnachmittaglichen Himmels überleitet. Die körperliche Ausführung des Kavaliers, die Kostüme aller Anwesenden und vor allem die Gestaltung der Landschaft zeigen Jannecks engen Bezug zur niederländischen Malerei (besonders beeinflusst von David Vincheboon’s figurenreichen Gesellschaftsszenen in Waldlandschaften), während die galante Gesamtkomposition ganz der französischen Malerei im Stile Watteaus verpflichtet ist.

Das zweite Bild zeigt wiederum vier Personen. Während am rechten Bildrand im Schatten der Bäume zwei Damen begleitet von einem etwa sechsjährigen Jungen anscheinend eine Unterhaltung über den Inhalt eines Buches führen, aus welchem augenscheinlich soeben vorgelesen wird, lagert wiederum ein Kavalier am Boden, den Blick zu der lesenden Gruppe gehoben. Weinglas und -flasche stehen unberührt zu seiner linken. Ebenfalls öffnet sich der Blick in die offene Landschaft, die eine ähnliche Gestaltung erfuhr, wie jene auf dem Gegenstück.

Besonders deutlich vermag vorliegende Gemäldepaar die stilistischen Charakteristika der Bilder Jannecks zu veranschaulichen, die gleichsam eine Referenz zu den Lehren der Wiener Akademie bilden, die 1726 unter dem Direktorium Jacob van Schuppens wiedereröffnet hatte. Van Schuppen übermittelte als Neffe Largilliers die Strömungen der französischen und niederländischen Malerei, woraus sich ein neuer Zweig der Akademie entwickelte, den Heinrich Kabdebo die "französisch-niederländische" Malerschule nannte.

In den Landschaftsszenen Jannecks wird ein Eindruck von der Schönheit der adeligen Lustschlösser und Gärten rund um Wien vermittelt, wo es um 1740 ungefähr 400 royale Parkanlagen gab. Die repräsentative Funktion des Luxus spiegelt sich in den prächtigen Kostümen der dargestellten höfischen Gesellschaft wieder.

Ein in Stilistik und Komposition vergleichbares Bilderpaar befindet sich in Privatbesitz und war im Jahre 1996 in der Ausstellung "Reich mir die Hand, mein Leben" in der Residentgalerie Salzburg zu sehen.

Provenance


Sammlung Mauboussin

Literature

Ausst.-Kat. Reich mir die Hand, mein Leben. Einladung zu einem barocken Fest mit Bildern von Johann Georg Platzer und Franz Chrisoph Janneck, Salzburg 1996

REF No. 59